Cannabis gegen Schmerzen: Sehr wirksam, aber (noch immer) schwer zu bekommen

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Chronische oder immer wiederkehrende Schmerzen können das Leben grundlegend verändern. Arbeiten, den Alltag bewältigen oder schöne Momente genießen - all das wird mit Schmerzen schnell zur Herausforderung. Viele Betroffene kämpfen nicht nur mit körperlichen Beschwerden, sondern auch mit Erschöpfung, Frustration und psychischen Problemen. Depressionen sind keine Seltenheit.

Zwar gibt es zahlreiche Schmerzmittel, doch diese bringen oft unangenehme oder sogar schwere Nebenwirkungen mit sich. Kein Wunder also, dass sowohl die Medizin als auch viele Patienten nach neuen, verträglicheren Lösungen suchen. Ein Wirkstoff rückt dabei immer stärker in den Fokus: medizinisches Cannabis.

Doch was ist dran an den Versprechen? Können Cannabinoide wie THC und CBD wirklich bei Schmerzen helfen - vielleicht sogar so gut wie herkömmliche Medikamente? Welche Produkte wirken besonders gut, wie werden sie angewendet und wo bekommt man sie überhaupt - vor allem, wenn der eigene Arzt zögert?

Wir geben einen Überblick über Chancen, Risiken und alles, was man über Cannabis als Schmerzmittel wissen sollte.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Cannabis hat sich als Mittel gegen anhaltende Schmerzen längst bewährt. Besonders die Kombination aus THC und CBD, wie sie vor allem in naturbelassenen Hanfprodukten vorkommt, hat sich als sehr effektiv erwiesen.
  • Die Wirkung von Cannabis gegen Schmerzen beruht vor allem auf der Interaktion von THC, CBD und anderen Cannabinoiden mit dem Endocannabinoid-System des Körpers. Dieses beeinflusst neben Schlaf, Appetit und Stimmung auch das Schmerzempfinden.
  • Noch immer scheuen sich viele Mediziner, Cannabis zu verschreiben, die Gründe sind vielfältig. Hier helfen Online-Ärzte - besonders denjenigen, die aufgrund ihrer Schmerzen im Alltag stark eingeschränkt sind und wenig aus dem Haus kommen.

Cannabis in der Schmerztherapie: Der aktuelle Stand

Im Frühjahr 2024 wurde Cannabis in Deutschland entkriminalisiert, seitdem ist der Konsum in weiten Teilen legal möglich. Doch auch schon vorher konnten bestimmte Personengruppen Cannabis legal konsumieren - als sogenanntes medizinisches Cannabis. Während das bis 2017 nur für schwere Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Spastiken zugelassen gewesen war, konnte man ab 2017 entsprechende Mittel (z.B. Dronabinol) auch für andere Symptomatiken vom Arzt verschrieben bekommen, z.B. zur Linderung von Übelkeit als Begleiterscheinung von Chemotherapien oder Schmerzen (z.B. chronische Rückenschmerzen, neuropathische Schmerzen).

Das wurde auch Zeit, denn: Die positive Wirkung von Cannabis sativa bei verschiedensten Krankheiten ist inzwischen ziemlich gut belegt, auch wenn sich die Forschenden weitere Studien wünschen, z.B. zu Risiken bei bestimmten Bevölkerungsgruppen. (1, 2) Gerade bei Patienten, die auf herkömmliche Schmerzmittel nicht gut ansprechen, bei starken Nebenwirkungen oder dann, wenn Menschen natürliche Alternativen vorziehen, können Cannabis-Arzneimittel aber ein echter Game-Changer sein.

Leider ist es - trotz Teil-Legalisierung - noch immer nicht ganz einfach, Cannabis verschrieben zu bekommen. Zu groß ist die Sorge der Ärzte vor Nebenwirkungen und Abhängigkeiten vom vermeintlichen Rauschgift. Daher werden Cannabisprodukte häufig noch immer - und oft unter großen Diskussionen - nur dann verschrieben, wenn andere Schmerzmittel gar nicht wirken, nicht vertragen werden oder wenn die Schmerzpatienten ohnehin palliativ behandelt werden.

Cannabis-Arzneimittel: Diese Mittel gibt es

Aus der Hanfpflanze bzw. den Cannabisblüten können grundsätzlich verschiedene Wirkstoffe gewonnen werden. Spricht man von medizinischem Cannabis oder Medizinal-Hanf, meint man interessanterweise oft nicht das "Gras", an das viele denken. Tatsächlich geht es meistens um das Medikament Dronabinol. Das ist einfach ein anderer Name für THC, das wohl vor allem aus Imagegründen nicht so heißen sollte. Zu negativ behaftet war der Begriff THC. Dronabinol bekommt man meist in Form von Tropfen zum Verdampfen in der Apotheke.

Weiterhin gibt es Nabilon, also synthetisches THC, sowie Nabiximols, das aus Blüten- und Blattextrakten der Cannabispflanze hergestellt wird. Beide sind in Kapsel- oder Sprayform in der Apotheke erhältlich.

Viele Schmerzpatienten schwören allerdings auf die natürlichste Form, nämlich Cannabisblüten oder -blätter. Diese müssen erhitzt werden, um das THC freizusetzen und wirksam zu machen. Da das bekannte Rauchen ("Kiffen") die üblichen negativen Konsequenzen des Rauchens haben kann, nutzen viele Anwender hierfür einen sogenannten Verdampfer (Vaporizer).

Arzneimittel Dronabinol/THC Nabilon
(synthetisches THC)
Nabiximols Cannabisblüten
Ursprung Extraktion aus der Cannabispflanze Künstlich erzeugtes THC Extraktion aus Blüten und Blättern Bestandteile der Cannabispflanze
Darreichungsform Meist per Vaporizer (Verdampfer) Kapseln, Sprays Meist als Mundspray (Handelsname Sativex) Vaporizer, Rauchen
Vorteile Einfache Einnahme per Vaporizer Einfache, exakte Dosierung Einfache, exakte Dosierung Natürlichste Form, positiver Entourage-Effekt von 100 verschiedenen Cannabinoiden
Nachteile Keine Entourage-Effekte Keine Entourage-Effekte Keine Entourage-Effekte Dosierung kann schwierig sein, Rauchen hat langfristige Nebenwirkungen

So wirken Cannabisprodukte im Körper

Cannabis sativa enthält insgesamt mehr als 100 Stoffe, die aktuell als Wirkstoffe untersucht werden. Als wichtigste gelten aber weiterhin THC und CBD (Cannabidiol).

Während CBD vor allem gegen Entzündungen, Schlafstörungen und Ängste hilft, wirkt THC psychoaktiv und hebt die Stimmung. Dieser große Unterschied liegt in der individuellen Wirkung der Stoffe im Körper begründet: Während CBD hauptsächlich den CB1-Rezeptor im sogenannten Endocannabinoid-System moduliert, bindet THC fest an die Cannabinoid-Rezeptoren dieses Systems.

Das Endocannabinoid-System ist ein System aus Rezeptoren und Enzymen, die im gesamten Körper und im Gehirn verteilt sind. Es wird normalerweise durch körpereigene Cannabinoide beeinflusst und reguliert dann unsere Stimmung, den Appetit, den Schlaf, das Immunsystem und weitere zentrale Prozesse - darunter auch das Schmerzempfinden. THC und CBD wirken in Teilen wie diese körpereigenen Stoffe, und das am besten gemeinsam.

Natürlich vs. synthetisch

Die Studienlage deutet darauf hin, dass Kombi-Präparate aus THC und CBD am besten wirken, insbesondere gegen Schmerzen. Das hängt sicherlich auch mit dem Entourage-Effekte zusammen, bei dem die verschiedenen Inhaltsstoffe der Cannabispflanze zusammenwirken und so besonders starke positive Effekte verursachen. (3)

Neben der besonderen Wirksamkeit durch den Entourage-Effekte haben naturbelassene Cannabis-Produkte (z.B. Blüten) einen weiteren Vorteil gegenüber der Einnahme synthetischer Cannabis-Medikamente: Sie sind schlicht die natürlichere Wahl, die sich seit Jahrhunderten bewährt hat - und das mit besonders wenigen Nebenwirkungen.

Schwierigkeiten für Betroffene

Auch wenn die Wirksamkeit der Cannabis-Therapie gegen (chronische) Schmerzen längst als gesichert gilt - die Verfügbarkeit des Mittels lässt noch immer zu wünschen übrig. Viele Mediziner verschreiben wohl doch lieber Medikamente als natürliche Substanzen, bei denen sich die Wirkung unter Laborbedingungen schlecht nachvollziehen lässt. Zudem müssen bei Abrechnung über die Krankenkassen Fertig-Arzneimittel vorgezogen werden (siehe auch Abschnitt "Cannabis als Kassenleistung").

Erhalten Betroffene endlich ein Rezept, berichten sie trotz nachweislich starker Schmerzen oft von jahrelangen Odysseen zu verschiedenen Ärzten, verschiedensten Therapie-Versuchen (mit den entsprechenden Nebenwirkungen) und einfach einem verdammt langen Weg hin zu ihrer gewünschten Behandlung.

Allerdings müssen wir die Ärzte hier auch in Schutz nehmen: Aufgrund fehlender Daten und Ergebnisse aus der Forschung bringen Naturprodukte ganz eigene Schwierigkeiten mit sich, darunter Fragen zum THC-Gehalt, der genauen Dosierung und der bestmöglichen Anwendung für die spezifische Krankheit. Hier ist Geduld gefragt, bis das passende Produkt, die richtige Dosierung und Einnahmemethode gefunden sind.

Und natürlich ist auch Cannabis kein Allheilmittel, das bewährte Medikamente wie Diclofenac oder Therapien mit Opioiden komplett ersetzen soll. Es kann aber andere Therapien begleiten und die Lebensqualität der Patienten massiv verbessern. Hier sind die Mediziner gefragt, sich mit der aktuellen Studienlage auseinanderzusetzen, ihren Patienten zuzuhören und die (begleitende) Therapie mit medizinischem Cannabis zumindest in Erwägung zu ziehen.

Wichtig ist zudem, dass sich die Wahrnehmung in der Gesellschaft ändert. Cannabis als Medizin ist keine Spaßdroge, die Betroffene nehmen, um sich den Alltag zu versüßen. Es handelt sich um ein wirksames Mittel, mit dem schwerwiegende Symptome abgemildert werden und das das Leben der Patienten zumindest etwas erleichert.

So bekommst du Cannabis bei Schmerzen

Grundsätzlich erhalten nur schwerkranke Personen Cannabis auf Rezept. Glücklicherweise gibt es inzwischen Mediziner, die ihre Anamnese online durchführen und es Betroffenen so leichter machen, ihr Rezept zu bekommen. Das ist vor allem für diejenigen besonders wichtig, die wegen anhaltender Beschwerden eben keine langen Arzt-Odysseen in Kauf nehmen können, um ihre Symptome zu behandeln.

Dafür füllst du einen detaillierten Anamnese-Bogen aus, auf dem du deine Symptomatik so ausführlich wie möglich beschreibst. Auch bereits durchgeführte Therapien gehören mit in den Bogen. Die Daten werden sicher und datenschutzkonform an einen Arzt übertragen, der dich bei entsprechender medizinischer Indikation per Telefon kontaktiert, einen detaillierten Behandlungsplan erstellt und dein (Privat-)Rezept für medizinisches Cannabis ausstellt.

Cannabis als Kassenleistung?

Das Cannabis-Rezept wird nur in schweren Fällen von der Krankenkasse übernommen. Voraussetzung ist, dass eine "allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung nicht zur Verfügung steht oder im Einzelfall [...] nicht angewendet werden kann" oder dass eine begründete Aussicht auf positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf oder auf schwere Symptome besteht. (3)

Dein Arzt entscheidet, ob er den Antrag auf Genehmigung bei der Krankenkasse stellt. Sein Antrag muss begründet sein und nachvollziehbar zeigen, dass die Voraussetzungen erfüllt sind. Die Krankenkasse darf ihn nur in wenigen, begründeten Ausnahmefällen ablehnen.

Gut zu wissen: Bei der Verschreibung als Kassenleistung haben Fertig-Arzneimittel Vorrang vor Blüten und Cannabis-Extrakten.

Unser Fazit: Behandlung mit Wirkung, aber nicht ohne Hindernisse

Trotz Legalisierung von medizinischem Cannabis, (Teil-)Legalisierung von Cannabis und umfangreicher positiver Studienlage zur Wirkung von Cannabis bei Schmerzen: Noch immer ist es gar nicht so einfach, Cannabis auf Rezept zu bekommen - medizinische Indikation hin oder her.

Umso wichtiger ist es für Menschen mit chronischen Schmerzen oder anderen Leiden, sich möglichst viele Informationen zu den positiven Wirkungen von Cannabis zusammenzusammeln. So gehst du mit guten Argumenten für deine Cannabis-Therapie in das Arztgespräch. Ist es nicht möglich, über den behandelnden Arzt ein entsprechendes Rezept zu bekommen, helfen Online-Ärzte weiter.

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