Cannabis bei Schlafstörungen: Die Mischung macht's
Kennst du das? Du hast richtig gut geschlafen, wachst erholt auf und startest voller Energie und Vorfreude in den Tag. Für viele Menschen (womöglich gehörst du auch dazu) ist dieses Ideal aber quasi unerreichbar. Sie wälzen sich in vielen Nächten im Bett herum, schlafen schlecht ein oder wachen zwischendurch auf und das Gedanken-Karussell dreht fröhliche Kreise.
Hier kann Cannabis helfen. Sowohl THC als auch CBD - die beiden Hauptbestandteile von Cannabis - können den Schlaf fördern. Wichtig ist, dass beide zusammenarbeiten, um die möglichen negativen Effekte von THC auszugleichen und optimal zu wirken.
Wir erklären, wie das funktioniert, was du beim Konsum von Cannabis bei Schlafstörungen beachten musst und welche Sorten am besten zum Ein- und Durchschlafen geeignet sind.
Das Wichtigste in Kürze:
- Cannabis hat sich als sehr wirksam bei der Behandlung von Schlafstörungen erwiesen - das belegen auch unterschiedlichste Studien. Besonders effektiv: Die Kombination von THC und CBD.
- Cannabis für besseren Schlaf lässt sich auf verschiedene Arten konsumieren. Während Kapseln und Sprays besonders diskret und einfach anzuwenden sind, bringt das Verdampfen von Extrakten oder Blüten die besten Ergebnisse.
- Für eine optimale Wirksamkeit müssen Cannabis-Sorten und Dosierung individuell angepasst werden. Außerdem sollte für durchdachte Cannabis-Therapie immer auch weitere Komponenten (z.B. Entspannungstechniken, Ernährungsumstellung) mit einbeziehen.
Cannabis bei Schlafstörungen: Das wissen wir
Anwender berichten schon seit Langem davon, dass Cannabis ihnen beim Durch- und Einschlafen hilft - und das ohne die teilweise schweren Nebenwirkungen wie konventionelle Schlafmittel. Bis vor wenigen Jahren war die wissenschaftliche Evidenz aber noch ein bisschen dünn. Inzwischen zeigen jedoch verschiedenste Studien, dass Cannabis bei Schlafstörungen und Insomnie gute Ergebnisse erzielt. (z.B. 1, 2, 3)
Vor allem Kombipräparate mit THC und CBD wirkten besonders gut. So verkürzte sich etwa die Einschlafzeit, die Schlafqualität verbesserte sich; besonders bei Angststörungen oder chronischen Schmerzen. Allerdings hängen die Ergebnisse immer von individuellen Faktoren wie der Dosierung, der Cannabis-Sorte und der psychischen Verfassung der Probanden ab.
Medizinisches Cannabis - darum geht's
Spricht man von medizinischem Cannabis, geht es meist nicht um die naturbelassenen Blüten und Blätter der Cannabis-Pflanze. Stattdessen meint man in den meisten Fällen Cannabis-Präparate, z.B. Öle/Tropfen (für die Nutzung im Verdampfer), Kapseln, Sprays oder ähnliche Medikamente für die orale Einnahme.
Allerdings können Ärzte grundsätzlich auch Cannabisblüten verschreiben - die Verschreibung von Fertig-Arzneimitteln hat jedoch Vorrang. (3)
So wirkt Cannabis beim Durch- und Einschlafen
Cannabis enthält mehr als 100 chemische Verbindungen, sogenannte Cannabinoide, Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sind die wohl bekanntesten und die am besten erforschten. Diese Cannabinoide entfalten ihre Wirkung im menschlichen Körper durch die Interaktion mit dem sogenannten Endocannabinoid-System (ECS) - einem komplexen System, das unter anderem an der Steuerung von Stimmung, Schmerzempfinden, Appetit, Immunsystem und eben Schlaf beteiligt ist.
THC ist eine der Hauptkomponenten von Cannabis und hat nachweislich sedierende Eigenschaften (3) und wird bereits erfolgreich zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt. Es kann das Einschlafen erleichtern und die Gesamt-Schlafdauer verbessern. Allerdings ist THC nicht ohne Risiko: Es kann Unruhe, Angstzustände und Paranoia auslösen. Sogar Psychosen sind bei entsprechend veranlagten Personen möglich.
CBD (Cannabidiol) hingegen wirkt nicht psychoaktiv. Das liegt vor allem daran, dass es die Rezeptoren im ECS nur beeinflusst, aber nicht - anders als THC - an sie andockt. CBD beruhigt, wirkt Angst-lösend und entzündungshemmend. So kann es ebenfalls dazu beitragen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren und die Schlafqualität zu verbessern - ohne die Nebenwirkungen von THC.
Allerdings ist die Evidenz bei CBD noch etwas weniger umfangreich als bei THC. Bei Schlafproblemen haben sich in Studien Kombinpräparate aus beiden Stoffen als besonders wirksam herausgestellt.
Kapsel, Öle, Blüten - Was wirkt am besten?
Während sich Kapseln besonders diskret einnehmen lassen und die genaue Dosierung vereinfachen, hat sich die Einnahme von Öl über einen Verdampfer (Vaporizer) als besonders wirksam herausgestellt. Die Wirkstoffe gehen direkt ins Blut und müssen nicht erst den Magen-Darm-Trakt passieren. Die natürlichste Einnahmeform ist und bleibt jedoch das Verdampfen oder Rauchen der getrockneten Blüten oder Blätter, wobei das Rauchen seine ganz eigenen negativen Folgen für die Gesundheit mit sich bringt.
Allerdings: Auch nach der (Teil-)Legalisierung haftet dem Cannabis-Konsum etwas Verbotenes und Anrüchiges an. Nicht jeder möchte durch die Straßen laufen und riechen, als würde er oder sie "kiffen". Viele Anwender benutzen ihren Vaporizer daher eher zuhause und greifen auf Reisen bei Bedarf auf Kapseln zurück.
Diese Sorten eignen sich am besten bei Schlafstörungen
In Deutschland können auf ärztliche Verordnung verschiedene Sorten Cannabis konsumiert werden. Grundsätzlich erfolgt die Wahl ganz individuell, doch einige Sorten eignen sich besonders gut zur Behandlung von Schlafstörungen.
Vor allem Indica- oder THC-reiche Sorten gelten als besonders sedierend und entspannend, z.B.:
- Bedica (THC ~14%, CBD <1%) - eine indica-dominante Sorte mit beruhigender Wirkung, wird oft bei Schlafstörungen empfohlen.
- Pedanios 22/1 (THC ~22%, CBD <1%) - wirkt stark sedierend, häufig zur Nacht verschrieben.
- Tilray THC25 - hoher THC-Gehalt (25%), für erfahrene Patient:innen mit hoher Toleranz; besonders bei schweren Schlafstörungen.
- Cannamedical Indica forte - starke, körperlich beruhigende Wirkung, insbesondere bei Einschlafstörungen.
- Aurora 20/1 oder Aurora Indica - ebenfalls bei nächtlicher Unruhe oder Einschlafproblemen eingesetzt.
Die tatsächliche Wirkung kann je nach Person stark variieren. In Deutschland wird die Sorte vom Arzt oder der Ärztin in Absprache mit dem Patienten gewählt, oft auch durch Ausprobieren mehrerer Varianten. Wichtig ist eine enge medizinische Begleitung, insbesondere zu Beginn der Therapie.
Wie erhalte ich Cannabis bei Schlafstörungen?
Generell können seit 2024 alle Ärzte beantragen, Cannabis verschreiben zu dürfen. Viele scheuen aber den zusätzlichen Aufwand, sind nicht von der Wirkung überzeugt oder sind unsicher, ob sie wirklich eine "Droge" verschreiben sollen. Hast du dennoch ein Rezept für Cannabisblüten erhalten, kannst du sie online oder in der Apotheke kaufen. Bei Kassenrezepten übernehmen die Krankenkassen einen Großteil der Kosten.
Möchte dir dein Arzt kein Rezept ausstellen, ist Telemedizin eine gute Alternative. Hier kannst du dir ein Privatrezept, teilweise sogar Kassenrezepte (bei besonderem Schweregrad der Symptome) ausstellen lassen.
Unser Fazit: Schlafstörungen sanft und zuverlässig behandeln
Die Wirkung von Cannabis als natürliche Einschlaffhilfe ist inzwischen auch in Studien mehr oder weniger unumstritten. Wichtig ist, die passende Sorte, Dosierung und Einnahmeform zu finden, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Möchte dein Arzt dich nicht auf diesem Weg begleiten, kann die Online-Verschreibung von Cannabis eine gute Alternative sein. Informiere dich in jedem Fall vorab gut und bezieh auch andere Möglichkeiten der Behandlung deiner Schlafprobleme (z.B. Ernährung, Entspannungstechniken, psychologische Betreuung). Dann klappt es endlich mit dem entspannten Ein- und Durchschlafen!