Cannabis gegen Rückenschmerzen: Natürliche Schmerzlinderung auf Rezept?

Rückenschmerzen betreffen unzählige Menschen auf der ganzen Welt. Vor allem Personen, die viel sitzen, leiden darunter. Nicht umsonst zählt in Industrienationen wie Deutschland "Rücken" längst zu den klassischen Volksleiden. Mehr als 80 % aller Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen, sie gehören zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch oder Krankschreibungen.
Doch auch wenn quasi alle darunter leiden - die Behandlungsoptionen sind begrenzt. Physiotherapie hilft oft nicht dauerhaft, ebensowenig wie klassische Schmerzmittel, die zudem oft noch mit starken Nebenwirkungen einhergehen. Viele Betroffene suchen deshalb nach alternativen Therapien, die wirken und zugleich gut verträglich sind.
Ein vielversprechender Kandidat: Medizinisch verordnetes Cannabis. In diesem Beitrag erfährst du, wie Cannabis bei Schmerzen wirkt, was die aktuelle Studienlage sagt und welche Anwendungsformen am besten wirken. Außerdem beleuchten wir rechtliche Rahmenbedingungen, Risiken und die Frage, wie du Cannabis bei Rückenschmerzen verschrieben bekommen kannst.
Das Wichtigste in Überblick:
- Cannabis reduziert chronische Rückenschmerzen signifikant, das bestätigt auch die inzwischen umfangreiche Studienlage.
- Grund sind vor allem die Inhaltsstoffe THC und CBD, die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Der "Entourage-Effekt" natürlicher Cannabisblüten kann diese Wirkung noch verstärken.
- Nicht immer sind Ärzte bereit, Cannabis zu verschreiben - die Gründe sind vielfältig. Patienten können ihr Cannabis aber per Online-Verschreibung erhalten.
Rückenschmerzen: Ursachen und klassische Behandlung
Rückenschmerzen können akut oder chronisch auftreten und verschiedenste Ursachen haben. Vielsitzer leiden oft an Kreuzschmerzen aufgrund von Muskelverspannungen; bei Sportlern und Menschen, die schwer arbeiten, sind häufig Bandscheibenvorfälle oder Verletzungsfolgen die Ursache für die Schmerzen.
Auch degenerative Veränderungen der Wirbelsäule (angeboren oder durch Fehlbelastungen und Alterserscheinungen) können Schmerzen verursachen. Akute Rückenschmerzen verschwinden oft innerhalb von Wochen, während chronische Rückenschmerzen länger als drei Monate anhalten.
Wer mit "Rücken" zum Arzt geht, bekommt meist Physiotherapie, Schmerz-Salben und nicht-steroidale Antirheumatika verschrieben. Bei hartnäckigen Verläufen kommen teilweise Opioide zum Einsatz, die jedoch abhängig machen können und andere schwere Nebenwirkungen mit sich bringen.
Anders Cannabis. Medizinisches Cannabis hat sich in der Forschung längst als alternative, nebenwirkungsarme Option zur Linderung von Rückenschmerzen erwiesen.
Was ist (medizinisches) Cannabis?
Die Cannabispflanze (Cannabis sativa) enthält über 100 verschiedene Wirkstoffe, darunter vor allem THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC wirkt primär psychoaktiv, hebt die Stimmung und kann Schmerzen lindern, während CBD entzündungshemmend und krampflösend wirkt, ohne dabei einen Rauschzustand zu verursachen oder abhängig zu machen.
Medizinisches Cannabis gibt es in vielen Formen: Tropfen, Kapseln, Sprays und als getrocknete Blüten. Während Fertigarzneimittel wie Exilby® (VER-01) klar festgelegte THC-/CBD-Verhältnisse mitbringen, sind sie nicht nur deutlich teurer und viel stärker verarbeitet als Cannabis-Blüten. Sie enthalten auch immer nur wenige Cannabinoide, Terpene sind meist gar nicht enthalten.
Cannabisblüten hingegen enthalten das volle Spektrum an Cannabinoiden (THC, CBD, CBG und viele weitere) und Terpenen, die im Zusammenspiel den sogenannten Entourage-Effekt bringen: Studien deuten darauf hin, dass diese natürliche Kombination aus Wirkstoffen die schmerzlindernde Wirkung verstärken und gleichzeitig Nebenwirkungen reduzieren kann. (1)
Das sagt die Studienlage
In den letzten Jahren ist das Interesse der Wissenschaft an Cannabis & Rückenaschmerzen stark angestiegen. Entsprechend viele Forschungsergebnisse gibt es zu Wirkung, Risiken und Nebenwirkungen.
Der Tenor: Cannabis hilft signifikant bei verschiedenen Schmerzarten, darunter akute und chronische Rückenschmerzen. So konnten kürzlich gleich zwei großangelegte Studien zeigen, dass ein Cannabis-Extrakt (Vollextrakt) chronische Rückenschmerzen signifikant reduziert und zugleich ein akzeptables Nebenwirkungsprofil aufweist (2, 3).
Auch Metastudien bestätigen, dass medizinisches Cannabis Schmerzen senken kann und die Lebensqualität verbessert - oftmals aber noch nicht flächendeckend als Behandlungsoption in Betracht gezogen wird. (4)
Das liegt einerseits wohl daran, dass noch immer größere und längerfristige Studien nötig sind, um Langzeiteffekte zu evaluieren und die optimale Dosierung genau zu bestimmen. Andererseits ist aber auch die Scheu vor der "Droge Cannabis" bei vielen Medizinern (und Patienten) recht hoch. Hier braucht es dringend weitere Aufklärung, um die positiven Wirkungen von Medizinal-Hanf stärker publik zu machen.
So wirkt Cannabis bei Schmerzen
Cannabinoide aus der Hanfpflanze - allen voran THC und CBD - beeinflussen dein Endocannabinoid-System, das eine zentrale Rolle bei der Schmerzregulation spielt. Dieses umfangreiche Netzwerk aus Rezeptoren ("CB1" im zentralen Nervensystem, "CB2" vor allem in Immunzellen) und körpereigenen Botenstoffen sorgt unter anderem für die Verarbeitung von Schmerzsignalen.
Wenn du Cannabis konsumierst, docken THC-Moleküle an CB1-Rezeptoren an und hemmen dort die Freisetzung von Neurotransmittern, die Schmerzreize weiterleiten. Das führt dazu, dass dein Gehirn weniger Schmerzimpulse empfängt und du die Beschwerden als schwächer wahrnimmst. Gleichzeitig wirkt THC - je nach Dosis - entspannend und kann Muskelverspannungen lösen.
CBD wiederum greift vor allem an den CB2-Rezeptoren an moduliert die Immunreaktion. Dadurch wirkt es unter anderem entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Bei Vollspektrum-Produkten wie Cannabis-Blüten kommt der sogenannte Entourage-Effekt hinzu. Terpene wie Myrcen, Limonen oder ß-Caryophyllen arbeiten synergistisch mit THC und CBD zusammen und verstärken so die schmerzlindernde und entspannende Wirkung, Nebenwirkungen hingegen werden reduziert.
Dosierung von Cannabis bei Rückenschmerzen
Bei chronischen Schmerzen startest du am besten niedrig dosiert und steigerst langsam, bis du eine dauerhafte Schmerzlinderung spürst. Für akute Schmerzattacken greifen viele Patienten zu einer etwas höheren Einmaldosis, um schnell Linderung zu erreichen. Achte aber darauf, immer mit einer eher kleinen Menge zu beginnen und dich dann zu steigern, um Nebenwirkungen zu minimieren.
Wichtig: Deine optimale Dosis kann abweichen. Führe am besten ein Schmerztagebuch und passe Menge und Einnahmezeitpunkt gemeinsam mit deinem Arzt an.
Die Einnahmeform kannst du ganz auf deine persönlichen Vorlieben, deinen Alltag und dein Schmerz-Niveau anpassen:
- Orale Einnahme (Öle, Kapseln, Tropfen): Vorteil ist die präzise Dosierbarkeit; der Wirkung tritt allerdings etwas später ein.
- Inhalative Anwendungen (Verdampfen, Rauchen von Blüten): Hier spürst du den Effekt innerhalb von Minuten, die Dosierung ist aber weniger genau. Rauchen bringt auch ganz eigene Nebenwirkungen mit sich.
- Topische Zubereitungen (Salben, Cremes): Direkt auf die schmerzende Stelle aufgetragen, entfalten sie lokal eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung, ohne ins zentrale Nervensystem zu gelangen.
Dosierung von Cannabis bei Rückenschmerzen
Um an hochwertige Cannabisblüten gegen deine Rückenschmerzen zu kommen, gehst du am besten so vor:
- Ärztliche Verschreibung
Vereinbare einen Termin und sprich offen über deine chronischen Rückenschmerzen. Nur auf ärztliche Verordnung ist medizinisches Cannabis in Deutschland legal. - Bezug in der Apotheke oder online
Hast du von deinem Arzt ein Rezept bekommen, bestellst du deine Cannabisblüten bequem online. - Anwendung & Dokumentation
Beginne mit einer niedrigen Dosis und halte Wirkung und Nebenwirkungen in einem Schmerztagebuch fest. So findest du schnell deine optimale Sorte und Menge.
Leider verschreiben Ärzte bis heute eher ungern Cannabis, selbst bei klarer medizinischer Indikation. Hier helfen spezialisierte Experten, die Schmerzpatienten Cannabis online verschreiben.
Welche Cannabis-Sorten helfen gegen Rückenschmerzen?
Wie bei jedem Arzneimittel hängt die Wirksamkeit von Cannabis natürlich von individuellen Faktoren ab. Es gibt aber eine ganze Reihe von Cannabis-Sorten, die besonders gut bei Schmerzen geeignet sind, darunter:
- CBD-reiche Sorten (z. B. ACDC, Harlequin) reduzieren Entzündungen und sind ideal für den täglichen Einsatz ohne starke psychoaktive Effekte.
- Ausgewogene Hybride (Harlequin, Cannatonic) kombinieren moderate THC-Wirkung mit CBD-Effekten und sind gut für Einsteiger geeignet.
- THC-starke Sorten (OG Kush, Northern Lights) wirken stark schmerzlindernd und muskelentspannend, sollten aber ganz bewusst dosiert werden.
Nebenwirkungen und Risiken
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen von Cannabis zählen Müdigkeit, Mundtrockenheit und Schwindelgefühl. Diese sind aber meist vorübergehend und gehen vorbei, sobald die Dosis reduziert wird.
Stark THC-haltige Präparate können bei empfindlichen Personen Angstzustände oder sogar Psychosen auslösen. Zwar gilt das Abhängigkeitsrisiko von medizinischem Cannabis als etwas geringer als bei Opioiden, dennoch sollten Patienten unbedingt den behandelnden Arzt hinzuziehen, um Abhängigkeitssymptome frühzeitig zu erkennen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, insbesondere zentral wirksamen Analgetika, Antidepressiva und Blutdrucksenkern, sind möglich und sollten vor Therapiebeginn unbedingt abgeklärt werden.
Cannabis vs. klassische Schmerztherapie
Insgesamt punktet Cannabis im Vergleich zu Opioiden mit geringeren Risiken und Langzeit-Nebenwirkungen. Ein weiterer Vorteil: Medizinisches Cannabis schont, anders als manch andere Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen) die Magenschleimhaut und birgt auch bei langfristiger Einnahme kein Risiko für Nieren- oder Leberfunktionsstörungen.
Natürlich ersetzt Cannabis deshalb keine herkömmlichen Therapieformen wie Physiotherapie oder Entspannungstechniken. Es kann jedoch mindestens helfen, klassische Schmerzmittel zu reduzieren - und sollte deshalb inzwischen von jedem Arzt für eine langfristige Schmerzbehandlung in Erwägung gezogen werden.
Unser Fazit: Cannabis hilft!
Die Ergebnisse der Forschung sind mehr als deutlich: Cannabis kann bei unterschiedlichen Erkrankungen eine wirklich große Hilfe sein, darunter akute und chronische Rückenschmerzen. Auch wenn auch Cannabis natürlich kein Zaubermittel ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen sein kann: Gerade in Kombination mit herkömmlichen Therapiemethoden kann eine Cannabistherapie die Lebensqualität der Betroffenen massiv verbessern.
Leider sind trotzdem noch immer nicht alle Ärzte bereit, ihren Patienten Cannabis zu verschreiben - selbst wenn diese sich umfassend informiert haben und alle Risiken und Nebenwirkungen im Blick behalten. Glücklicherweise stehen Schmerzpatienten hier inzwischen alternative, telemedizinische Möglichkeiten zur Verfügung.