Cannabis gegen Migräne: Richtig gut oder richtig gefährlich?

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Ganz unabhängig von der Cannabis-(Teil-)Legalisierung im April 2024 gilt bereits seit 2017: Leiden Patienten unter Beschwerden, die sich mit konventionellen Therapien nicht ausreichend gut behandeln lassen, kann medizinisches Cannabis verschrieben werden. Gerade für Migräne-Patienten eröffneten sich damit ganz neue Hoffnungen.

Studien zeigen nämlich, dass Cannabis-Produkte bei Migräne sehr gut helfen können - vorausgesetzt, sie werden entsprechend dosiert und angewendet. Allerdings gibt es immer wieder Stimmen und auch Studien, die besagen, dass der Gebrauch von Cannabis Kopfschmerzen sogar verursachen oder verstärken könnte.

Wir fragen nach: Wie ist der Stand der Forschung? Hilft Cannabis bei Migräne oder ist es sogar schädlich? Und wie steht es um Rechtslage und -Sicherheit, besonders, wenn du dir Cannabis verschreiben lassen möchtest? Der folgende Artikel klärt auf!

Das Wichtigste in Kürze:

  • Studien zeigen, dass Cannabiskonsum die Häufigkeit und Intensität von Migräneanfällen reduzieren kann. Viele Betroffene berichten von einer schnellen Linderung akuter Attacken sowie von einer allgemein verbesserten Lebensqualität.
  • Aber: Auch der Konsum von Cannabis (bzw. das Absetzen nach starkem Konsum) selbst kann Kopfschmerzen auslösen (Cannabis-induzierter Kopfschmerz). Diese Nebenwirkung ist bei Cannabis als Schmerztherapie (medizinisch begleitet) kaum zu erwarten.
  • Wenn du unter chronischer Migräne leidest und herkömmliche Therapien nicht helfen, darf dir ein Arzt medizinisches Cannabis verschreiben. Die Grundlage dafür ist die gesetzliche Regelung von 2017.
  • Noch immer wollen nicht alle Ärzte medizinisches Cannabis als Migränebehandlung verschreiben. Die Gründe sind vielfältig und nicht immer nachvollziehbar. Will dein Arzt kein Cannabis verschreiben, stellen inzwischen seriöse Fachärzte Online-Rezepte aus.

Kopfschmerzen und Migräne

Eins vorneweg: Migräne ist viel mehr als nur ein starker Kopfschmerz. Es handelt sich vielmehr um eine ausgewachsene neurologische Erkrankung, die in vielen Fällen den Alltag der Betroffenen massiv einschränkt. Leider sind wir in der Alltagssprache nicht allzu genau - oft bezeichnen Menschen auch Spannungs- und andere Kopfschmerzen als Migräne.

Spannungskopfschmerzen werden meist durch Stress oder Fehlhaltungen ausgelöst. Besonders wenn Nacken und Schultermuskulatur verspannt sind, kann das starke Kopfschmerzen auslösen. Oftmals und je nach individueller Schmerzwahrnehmung so stark, dass Betroffene glauben, so starke Schmerzen könnten doch nur Migräne sein.

Tatsächlich unterscheiden sich Spannungskopfschmerzen aber von Migräne-Kopfschmerzen. Sie fühlen sich dumpf und drückend an und betreffen meist beide Kopfseiten. Migräne dagegen wird oft als viel intensiver wahrgenommen.

Der Schmerz ist oft einseitig (Migräne leitet sich wohl von der altgriechischen Bezeichnung "hemikrania" ab, was "Halbköpfige" bedeutet), pochend oder pulsierend und wird begleitet von Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Zudem kann eine sogenannte Aura auftreten, die von manchen Betroffenen als Flimmern, Sehstörungen oder Farbverschiebungen beschrieben wird.

Und dann gibt es noch eine dritte, deutlich seltenere, aber dafür extrem schmerzhafte Form: die Cluster-Kopfschmerzen. Sie gelten als eine der stärksten bekannten Schmerzarten. Cluster-Kopfschmerzen betreffen in den meisten Fällen genau eine Seite des Kopfes, sind rund ums Auge lokalisiert und treten in Serien - den sogenannten Clustern - auf. Anders als Migräne sind die einzelnen Anfälle meist recht kurz (zwischen 15 Minuten und 3 Stunden), können dafür aber mehrmals täglich auftreten.

Die Unterscheidung, unter welchem Kopfschmerz genau zu leidest, ist wichtig für eine gezielte Behandlung. Unsere Tabelle stellt die Merkmale noch einmal gegenüber:

Merkmal Spannungskopfschmerz Migräne Cluster-Kopfschmerz
Schmerzart Dumpf, drückend Pulsierend, pochend Stechend, brennend
Schmerzlokalisation Beidseitig Häufig einseitig Immer einseitig (meist um das Auge)
Intensität Leicht bis mittel Mittel bis stark Sehr stark
Dauer 30 Minuten bis mehrere Stunden 4 bis 72 Stunden 15 Minuten bis 3 Stunden (mehrmals täglich)
Begleitsymptome Keine Übelkeit, Erbrechen, Licht-/Geräuschempfindlichkeit Tränenfluss, Nasenlaufen, Unruhe
Häufigkeit Unregelmäßig 1–4x pro Monat oder häufiger In Serien (Clustern)

Stand der Forschung zu Cannabis & Migräne

Migräne ist seit vielen Jahren Gegenstand der (Schmerz-)Forschung. In den letzten Jahren erhielten dabei vor allem Wirkstoffe Aufmerksamkeit, die natürlich und sanft gegen Schmerzen helfen - besonders vor dem Hintergrund teilweise schwerer Nebenwirkungen konventioneller Schmerzmedikamente.

Besonders Interesse gilt dabei Cannabis und seinen zentralen Wirkstoffen (vor allem die Cannabinoide THC und CBD). Beide wirken auf das Endocannabinoid-System (CB1- und CB2-Rezeptoren), was unter anderem an der Schmerzwahrnehmung und Entzündungsprozessen im Körper beteiligt ist.

Hier nur ein kleiner Überblick über Studien der letzten Jahre.

Eine 2024 veröffentlichte Studie mit 92 Teilnehmern fand heraus, dass eine Kombination aus 6 % THC und 11 % CBD die Dauer und Intensität von Migräneanfällen signifikant reduzieren kann. (1)

Eine Online-Befragung (2) unter 1.373 Migräne-Patienten zeigte ebenfalls eine sehr große Wirksamkeit von Cannabis gegen Migräne. Über 78 % der Befragten gaben an, dass sich die Intensität ihrer Anfälle durch Cannabis deutlich verringert hatte. Auch Dauer (73,4 %) und die Migränehäufigkeit (62,4 %) besserten sich.

Cannabis zeigte in einigen Studien vergleichbare oder sogar bessere Ergebnisse als Medikamente. Allerdings braucht es noch weitere Studien, um optimale Dosierungen, Darreichungsformen und Cannabis-Sorten zu evaluieren. Das fasst auch ein aktuelles Review von 2025 so zusammen. (3)

Diese Forschungslücke ist sicherlich ein Grund, warum sich noch immer viele Allgemeinmediziner und Fachärzte scheuen, Cannabis gegen Migräne zu verschreiben. Konventionelle Medikamente sind besser erforscht und sind - im Vergleich mit natürlichen Cannabis-Blüten - leichter dosierbar.

Ein möglicher weiterer Grund: Ein starker Cannnabiskonsum (vor allem sogenannter "Freizeitkonsum" von THC-reichen Sorten) kann selbst Kopfschmerzen auslösen.

Cannabis-induzierte Kopfschmerzen

Vor allem Personen, die abseits von medizinischen Indikationen viel Cannabis konsumieren, berichten teilweise davon, dass Cannabis Kopfschmerzen auslösen kann. Sorten, die für den Freizeitkonsum optimiert sind und in Deutschland lange nicht auf legalem Wege erworben werden konnten, enthalten oft viel vom psychoaktiven THC. Dieses sorgt für das "High", den Freizeitkonsumenten beim Kiffen oft suchen.

Vor allem dann, wenn mit dem (regelmäßigen) Cannabis-Konsum aufgehört oder die Dosis reduziert wird, treten Beschwerden auf, darunter teilweise stärkere Kopfschmerzen. Besonders betroffen sind Menschen, die Cannabis in hohen Dosen oder über längere Zeit hinweg einnehmen.

Die Symptome ähneln dabei einer klassischen Migräne - pulsierender Schmerz, Lichtempfindlichkeit und gelegentlich Übelkeit. Der Unterschied: Sie treten meist innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach dem letzten Konsum auf und verschwinden nach ein paar Tagen, sobald der Körper den Entzug verarbeitet hat.

Natürlich birgt aber auch medizinisches Cannabis grundsätzlich die Gefahr, Kopfschmerzen zu verursachen, da es generell ähnlich zusammengesetzt sein kann wie Freizeit-Cannabis. Diese Schmerzen können dann wiederum sogar chronisch werden. Der Konsum von Cannabis sollte daher immer kontrolliert, auf die Symptome angepasst und idealerweise durch einen Arzt begleitet werden.

Treten schwere Nebenwirkungen oder sogar Abhängigkeits-Symptome auf, ist eine Reduktion der Dosis unbedingt nötig!

Nebenwirkungen von Cannabis

Auch wenn große Hoffnungen darauf liegen: Cannabis ist nicht für jeden Patienten mit Migräne geeignet. Bei einigen Personen können Nebenwirkungen auftreten, die die positiven Effekte zunichte machen und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Zu den häufigsten gehören Schwindel und Kreislaufprobleme, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme, kurzzeitige Gedächtnisprobleme sowie in schwere Fällen Paranoia oder Ängste (vor allem bei THC-reichen Sorten ohne CBD-Ausgleich).

Wir empfehlen dir generell, mit einer geringen Dosierung zu starten und genau zu beobachten, ob die gewünschte Wirkung eintritt und wie es dir mit dem Konsum geht.

Gute Cannabissorten gegen Migräne

Bei Migräne haben sich bestimmte Cannabis-Sorten besonders bewährt - vor allem solche, die ein ausgewogenes Verhältnis von THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) aufweisen. Das vermindert auch möglicherweise unerwünschte psychoaktive Effekt oder Abhängigkeiten. Wir empfehlen außerdem die Rücksprache mit deinem Arzt, um die passende Sorte, Dosierung und Darreichungsform für deine individuellen Bedürfnisse zu finden.

Sorte THC-Gehalt CBD-Gehalt Wirkung Geeignet für…
Bedrocan ca. 22% <1% Stark psychoaktiv, schmerzlindernd Akute starke Migräneanfälle
Bedrolite <1% ca. 9% Nicht psychoaktiv, entspannend Tägliche Anwendung, empfindliche Personen
Bediol ca. 6.3% ca. 8% Ausgewogen, entzündungshemmend Migräne mit Entzündungsreaktionen
Pedanios 22/1 22% 1% Stark, beruhigend, schmerzlindernd Für geübte Anwender mit chronischer Migräne
Pedanios 8/8 8% 8% Ausgeglichen, mild psychoaktiv Einsteiger, Tagesgebrauch

Verschreibung und Erstattung durch die Krankenkasse

Medizinisches Cannabis kann dir vom Arzt verschrieben werden, wenn du an einer schwerwiegenden Erkrankung wie chronischer Migräne leidest, herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirksam sind und es eine sogenannte "medizinische Aussicht auf Besserung" durch Cannabis gibt.

In diesem Fall kann dein Arzt einen Antrag auf Kostenübernahme bei deiner gesetzlichen Krankenkasse stellen. Es gibt aber keinen Rechtsanspruch auf die Genehmigung, sie wird individuell geprüft. Eine gut begründete ärztliche Stellungnahme erhöht die Chancen deutlich.

Dein Arzt verschreibt dir kein Cannabis?

Viele Hausärzte - und selbst einige Fachärzte - lehnen es weiterhin ab, Cannabis zu verschreiben. Einige mögliche Gründe haben wir oben schon angedeutet. Hinzu kommen der weiterhin hohe bürokratische Aufwand sowie persönliche Vorbehalte gegen die "Droge Marihuana". Diese und weitere Gründe wurden wissenschaftlich durch "Medizinisches Cannabis Frankfurt" erhoben, bei dem unter anderem die Stadt Frankfurt beteiligt ist. (4)

Glücklicherweise geht die Entwicklung hier gerade sehr schnell in eine positive Richtung. Selbst wenn dein Arzt weiterhin nicht bereit ist, dir - aller möglicher Vorteile zum Trotz - medizinisches Cannabis zu verschreiben, helfen dir sogenannte telemedizinsche Angebote.

Es gibt mittlerweile einige seriöse Online-Anbieter, die sich auf medizinisches Cannabis spezialisiert haben. Achte bei der Wahl des Anbieters darauf, dass dieser über eine gültige Zulassung in Deutschland verfügt und mit approbierten Ärzten zusammenarbeitet.

Fazit: Cannabis als Migräne-Medizin - Echte Chance (noch) mit Hindernissen

Studien zur Wirksamkeit von Cannabis bei Migräne machen deutlich: Eine gut abgestimmte Cannabis-Therapie kann ein echter Gamechanger sein - vor allem für Menschen, die seit Jahren verschiedene Medikamente und Therapieoptionen ausprobiert haben und trotzdem immer wieder unter Migräneattacken leiden. Cannabis kann die Anfälle nicht nur in ihrer Stärke und Häufigkeit lindern. Sogar langfristige "Heilung" oder zumindest sehr starke Linderung der Symptome wurden beobachtet und ermöglichen den Betroffenen wieder ein quasi normales Leben zu führen.

Natürlich ist auch die Anwendung von Cannabis gegen Migräne nicht ohne Risiken. Vor allem dann, wenn du das Mittel ohne medizinische Begleitung einnimmst oder die Dosis nicht an deinen Bedarf angepasst ist. Auch Entzugskopfschmerzen oder Abhängigkeiten sind möglich.

Nichtsdestotrotz scheuen sich Ärzte oftmals, der Migränepatientin/dem Migränepatient Cannabis zu verschreiben, die Gründe sind dabei individuell unterschiedlich. Hier wird es Zeit, dass sich - auch in Bezug auf bürokratische Hürden - etwas tut. Forscher bestätigen, dass Cannabis gegen Migräne hochwirksam ist. Umso wichtiger ist es, dass dies endlich auch von Ärzten und Krankenkassen akzeptiert wird.

Bis eine flächendeckende Versorgung mit Medizinalcannabis in Deutschland problemlos möglich ist, helfen Online-Angebote, den dringend nötigen Bedarf zu decken. Es bleibt zu hoffen, dass die Legalisierung von Cannabis auch für den Freizeitkonsum hilft, die Entwicklung weiter voranzubringen.

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