Cannabis bei Depressionen: Wann es helfen kann (und wann nicht)

Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Ängste, Energiemangel - die Symptome von Depressionen sind sehr vielfältig. Wurde eine Depression diagnostiziert, kommt häufig eine Mischung aus verschiedenen Therapie-Ansätzen zum Einsatz. Neben einer Psychotherapie (oft kognitive Verhaltenstherapie) werden in den allermeisten Fällen auch Antidepressiva verschrieben. Diese bringen jedoch für manche Patienten starke Nebenwirkungen mit sich, die sie wiederum schwer belasten.
Studien beschäftigen sich daher schon seit Längerem mit der Suche nach alternativen Behandlungsmethoden, die die Therapie unterstützen können. Ein wichtiger Kandidat: Die Therapie mit medizinischem Cannabis. In diesem Artikel schauen wir uns die aktuelle Studienlage an, fragen, wie Cannabis gegen Depressionen wirken kann und erläutern, auf welche Risiken du achten solltest.
Das Wichtigste in Kürze:
- Medizinisches Cannabis, besonders CBD-betonte Sorten, kann depressive Symptome lindern, das bestätigt auch die Forschung. Die Therapie sollte jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht und als Ergänzung zu bestehenden Behandlungen erfolgen.
- Bei regelmäßigem THC-Konsum besteht das Risiko einer Verstärkung von Antriebslosigkeit und Konzentrationsproblemen sowie einer möglichen Abhängigkeit. Cannabis eignet sich daher vor allem für therapieresistente Depressionen oder als komplementäre Behandlung bei Begleitsymptomen wie Schlafstörungen.
- In Deutschland ist medizinisches Cannabis bei schwerwiegenden Erkrankungen auf Rezept erhältlich, wenn andere Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind. Besonders vielversprechend ist die Anwendung bei Depressionen bei Komorbiditäten mit weiteren Erkrankungen wie PTBS, Angststörungen oder chronischen Schmerzen.
Depression - Darum geht's
Die meisten Symptome einer Depression erfährt jede Person mindestens einmal in ihrem Leben. Dazu gehören bei Weitem nicht nur Traurigkeit und gedrückte Stimmung. Auch nachlassendes Interesse an Dingen, die vorher Spaß machten, Ängste, Abgeschlagenheit/Müdigkeit, Appetitlosigkeit und viele andere Symptome kommen sehr häufig vor.
Halten die Symptome über einen längeren Zeitraum an, kann die Diagnose Depression gestellt werden. Sie gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen - immerhin 20 % aller Deutschen erfahren in ihrem Leben einmal eine depressive Episode. Die Ursachen sind noch nicht vollumfänglich geklärt.
Gerade weil die Symptome aber so bekannt und alltäglich erscheinen, suchen viele Betroffene erst spät Hilfe, was die Behandlung von Depressionen oft komplexer macht. In den meisten Fällen reicht dann eine Psychotherapie nicht mehr aus, um aus dem "Loch" herauszukommen. Medikamente (Antidepressiva) sind nötig.
Wirkung von Antidepressiva
Man geht davon aus, dass Depressionen unter anderem durch ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn verursacht werden. Hier greifen Antidepressiva ein. Die häufigsten Wirkstoffgruppen, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), verhindern den Weitertransport der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin.
Diese sogenannten Neurotransmitter beeinflussen Stimmung, Antrieb und Emotionen. Durch die Stabilisierung dieser Botenstoffe können Symptome wie Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit oder innere Leere deutlich gemildert werden.
Allerdings wirken Antidepressiva nicht bei jedem gleich gut. Ihre volle Wirkung entfaltet sich oft erst nach mehreren Wochen. Nebenwirkungen sind relativ häufig, vor allem zu Beginn der Behandlung. Dazu gehören unter anderem Übelkeit, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen, Schwindel oder Kopfschmerzen.
In manchen Fällen kann es sogar zu einer Verschlimmerung der depressiven Symptome kommen, insbesondere bei jungen Menschen. Antidepressiva müssen deshalb unbedingt in enger Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.
Wirkung von Cannabis bei Depressionen
Aktuelle Studien (1) deuten darauf hin, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Cannabispflanze, insbesondere Cannabidiol (CBD), eine stimmungsaufhellende, angstlösende und entspannende Wirkung haben können. Auch Betroffene berichten, dass sie sich durch den Konsum von Cannabis kurzfristig ruhiger, weniger traurig oder gestresst fühlen.
Das liegt unter anderem daran, dass Cannabis das Endocannabinoid-System (ECS) beeinflusst. Die enthaltenen Cannabinoide (z.B. THC und CBD) binden an Cannabinoid-Rezeptoren, wodurch wiederum bestimmte Neurotransmitter - darunter besagtes Serotonin und Noradrenalin - reguliert werden.
Die langfristige Wirkung von Cannabis ist allerdings noch nicht ausreichend untersucht und kann problematisch sein. Der regelmäßige Konsum von THC-haltigem Cannabis (dem psychoaktiven Bestandteil) kann das Risiko für psychische Erkrankungen sogar erhöhen, insbesondere bei jungen Menschen. (2) Auch besteht die Gefahr einer Abhängigkeit und der Verschlechterung der depressiven Symptome auf Dauer. Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit und soziale Isolation können sich durch chronischen Cannabiskonsum verstärken.
Nichtsdestotrotz kann Cannabis, insbesondere CBD-betonte Sorten, die Therapie von Depressionen wirksam unterstützen. Vorausgesetzt, der Konsum wird mit dem Therapeuten oder Arzt abgesprochen und durch eine Psychotherapie begleitet.